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geschrieben am: 19.03.2004 um 08:05 Uhr
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Urteil: Zwei Jahre wegen Computerbetrugs und Unterschlagung! So lautete mein Urteil vor ein paar Jahren.
Der Knast: Frankfurt-Preungesheim, Frauenhochsicherheitsknast. 7 Abteilungen zu 16 Zellen, davon 8 Doppel- und 8 Einzelzellen, für Erwachsene, 1 Jugendabteilung. Bei Bedarf wurden auch die Einzelzellen doppelt belegt. Ich hatte Glück und bekam eine einzelne.
Die Zelle: Ein Metallbett, 0,8 auf 1,9 Meter, ein kleiner Schrank, ein Tisch, ein Stuhl, ein kleiner Beistellschrank, eine Styroporpinnwand, Waschbecken - nur kaltes Wasser - und Toilette.
Die "Bewohner": Auf 20 Frauen kam nur eine Deutsche. Die Hauptsprache war spanisch und dazu kamen noch verschiedene Ostblocksprachen.
Persönliche Ausstattung: Man darf nur ein begrenzte Anzahl von Kleidung besitzen. 5 Unterhosen, 2 BH's, 5 Paar Socken, 2 Schlafanzüge oder Nachthemden, 5 Oberteile, 3 Unterteile, 2 Paar Schuhe, 1 Paar Badelatschen, 1 Bademantel, 1 Jogginganzug, 4 normale Handtücher, 2 Waschlappen und 2 Geschirrtücher. Wer keine eigenen Klamotten hat, bekommt sie vom Knast gestellt. Mit Glück darf man einen Fernseher oder Radio haben.
"Verschlusszeiten": Montag, Mittwoch, Feitag: 20:15 bis 6.30, 8 bis 11, 13 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag dieselben, aber 21 bis 6.30. An Wochenende und Feiertagen sind die Zellen von 7 bis 20:15 aufgeschlossen. In den Aufschlusszeiten konnte man sich auf der Station frei bewegen. Jeden Tag 1 Stunde Hofgang, außer man hat einen Job und verpasst diese Zeiten. Diese Verschlusszeiten sind in jedem Knast anders. In Frankfurt war das noch einigermaßen human. Alle, die Arbeit haben, haben nur nachts Einschluss, es sei den, man ist krank, dann gelten die gleichen Zeiten.
Versorgung: Vom Knast bekam man täglich entweder zwei Scheiben Käse oder drei Scheiben Wurst, Montag ein Joghurt, Dienstag ein hartgekochtes Ei, Mittwoch eine Paprika, Donnerstag wieder ein Joghurt, Freitag drei Stücke Obst und 1 Liter Milch, Samstag eine Marmelade, Honig oder Schokocreme (Schokocreme war gut zum Tauschen), Sonntag ein kleines Stück Kuchen. Mittagessen in der Kantine um 11.30. Alles weitere, wie Kaffee, Tabak, mehr Obst, Getränke oder Körperpflegeartikel musste man sich zu überhöhten Preisen kaufen.
Arbeit: Wer in Strafhaft ging, musste entweder arbeiten - Tagesverdienst etwa 8 DM -, eine Ausbildung machen oder von außen versorgt werden. Aidsinfizierte bekamen über einen Sozialfond 40 DM im Monat. Die guten Jobs waren alle von den "Spaniokeln" besetzt. Denen wurde auch sonst Puderzucker in den Arsch geblasen.
Fazit: Als Deutsche war ich ein Mensch zweiter Klasse. Ich habe im Knast einem von den Spaniokeln fast das Genick gebrochen, und ich war immer Pazifist - vorher!
Heute: Auch ich habe lebenslänglich. Obwohl ich schon lange wieder in Freiheit bin, werde ich das nie vergessen. Noch heute kann ich jeden cm der Zelle genau beschreiben. Wenn mich heute jemand fragen würde, ob ich ein Rassist bin, kann ich nur laut mit JA antworten. Der Knast hat mich dazu gemacht. Und wer weiß, wenn es länger gewesen wäre, als zwei Jahre, wäre ich vielleicht sogar ein eiskalter Killer.
Deshalb sollten alle, die so locker sagen, dass Knast keine Strafe ist, erst einmal selbst einsitzen. Dann wissen sie wenigstens, wovon sie reden!
Zum eigentlichen Thema: Eines ist richtig, Verbrechen, bei denen man durch psychologische Gutachten eine Strafmilderung erzielen kann - dazu gehören vor allem Vergewaltigung und Kindesmissbrauch -, werden weniger hart bestraft als sogenannte Kapitalverbrechen. Dennoch sollte davon abgesehen werden nach der Todesstrafe zu schreien. Hier können zu viele Irrtümer begangen werden. Zudem würde man sich auf das gleiche Niveau, wie der Täter begeben. Steckt solche Verbrecher in den Knast, sie werden dort ausgesucht "nett" behandelt!
Lebenslänglich bedeutet im Regelfall 15 Jahre. Es gibt Fälle, da man schon nach 2/3 der Strafe den Rest auf Bewährung ausgesetzt bekommt. Die Kiste mit der anschließenden Sicherheitsverwahrung gibt es dahingegen nur selten.
Nach einer solch langen Zeit im Knast findet sich niemand draußen mehr zurecht. Ich hatte schon nach zwei Jahren große Probleme damit. Das ist mit ein Grund, warum so manche zu Wiederholungstätern werden. Im Knast haben sie ihr geregeltes Leben, es wird einem doch alles abgenommen.
Das deutsche Rechtssystem beißt sich selbst immer wieder in den Hintern. Wenn ich bedenke, dass ich genauso lange eingesperrt wurde, wie jemand, der ein Menschenleben auf dem Gewissen hat, glaube ich sowieso an nichts mehr. Eine Überarbeitung ist schon lange fällig. Aber dazu ist alles viel zu schwerfällig - leider! |
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