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geschrieben am: 14.04.2006 um 10:46 Uhr
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Wodurch er erwachte, war ihm zunächst ein Rätsel; Er spürte nur den bitteren, tiefen Schmerz in seinem Brustkorb, welcher schließlich heiß seinen ganzen Leib durchflutete. Seine trockene Kehle rang augenblicklich nach Luft, kämpfte um jeden Atemzug, sodass er förmlich fühlen konnte, wie die eisige Pein die Hände um sein Herz legte. Erde, überall war Erde und eindringliche Schwärze! Nur ein greller, stechender Lichtstrahl schien ihm am Ende dieser Qualen – Leben oder Tod, Wachen oder Schlafen. Stets nach der kostbaren Luft ringend, den Schmerz des Erdrückens in Kauf nehmend, wühlten sich seine Hände in die obere Schicht. Raaatsch! Knack! Und schon war es um die Fingernägel geschehen, aber sein Wille obsiegte den anderen Gefühlen; Seine Gedanken kreisten haltlos in seinem Kopf, Vergangenheit und Zukunft. Der Geruch der Erde trieb ihn in den Wahnsinn, diese Enge trieb ihn in den Wahnsinn und seine mandelförmigen Augen blinzelten krampfhaft, während ihm ein leises Schluchzen aus der Kehle entrann. <<Wo bin ich? >> Und welches Unheil hatte ihn erfasst? Und welchem Schicksalsweg zu verdanken, dass er seine Augen noch einmal auftun durfte? Noch einmal leben. Noch einmal eine Chance. Er hätte geweint, wenn er Tränen in den Augen gehabt hätte, doch sie waren ausgetrocknet, brannten und das Öffnen fiel ihm nicht weniger schwer, als das Schließen – beides hinterließ ein Ziehen. Ein Ziehen, das durch seine Nervenstränge aufglomm wie ein heftiger Peitschenhieb. Nein, das konnte nicht wahr sein. <<Wenn ich nicht kämpfe, sterbe ich einen weiteren Tod. >>, stellte er kühl fest, seine aufgwühlten Gefühle langsam sortierend und schlug immer mehr in den Wurzel durchzogenen Dreck, grub mit Gewalt seine dürren Finger hinein, wühlte, kratzte – kämpfte um sein Leben, um seine, um diese Chance. Plötzlich sah er nicht nur einen Lichtstrahl, sondern auch ein filigranes Gesicht einer Frau, einer kleinen, zierlichen und ihm bekannten Frau. Endlich erinnerte er sich, warum sein Herz wieder zu schlagen begann. Es war sie gewesen, aber ihr Name mochte sich ihm nicht offenbaren. Er vermochte auch nicht zu sagen, welchen Hintergrund diese Frau besaß, welche Beweggründe es waren, in seinem Kopf zu erscheinen oder ob es sich nur um pure Einbildung, Träumerei und Sehnsucht handelt. Als er bemerkte, dass seine Arbeit Fortschritte machte, wurde er ungehaltener, ungeschickter und riskierte, wieder von der Erde begraben zu werden. Aber das war ihm gleich geworden. Er musste frei sein. Er musste(!) und er konnte keinen klaren Kopf mehr behalten. Dann brach seine Blut verschmierte Hand aus der Erde, er fühlte nur die eisige Luft an seinen frisch verwundeten Fingern, wie sie beißend in sein Fleisch schnitt und nie hatte er ein so schmerzhaftes Gefühl so sehr vermisst, wie an diesem Tage. Ein Schrei perlte weinerlich von seinen Lippen, dann biss er die Zähne zusammen und trat den letzten Weg zur Oberfläche an.
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<<< I don't give a fuck! >>> |
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