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geschrieben am: 09.01.2005 um 11:14 Uhr
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hallo anonyyym,
hast du dir vieleicht mal überlegt, dass es eine ganz normale reaktion ist, nicht über dieses geschehen immer wieder und wieder zu reden? ich will dich damit jetzt nicht angreifen, falls es so rüber kommt. aber du schreibst, dass du glaubst, dass sie mehr oder weniger damit abgeschlossen hat, weil sie dir gegenüber nicht darüber reden möchte und dir gegenüber auch nie tränen gezeigt hat. Das ist meiner meinung nach, eine ganz normale reaktion die sie macht. ich muss zapperine da voll und ganz recht geben, es hat sehr sehr viel mit schamgefühl zu tun, auch wird es bei deiner freundin eher die reaktion des verdrängens sein. Nur weil sie vieleicht nicht darüber redet, sich nicht hinsetzt und weint, heisst es nicht gleich, dass sie damit gut zurecht kommt. in so einer situation ist es völlig normal um sich herum eine mauer, ja sogar eine eigene kleine welt zu schaffen...nur damit andere nicht diese verletzlichkeit an einem selber bemerken. man versucht anderen gegenüber die "starke" zu miemen, die mit allem zurecht kommt. ich selber habe das auch gemacht, nachdem bei mir das mit der anzeige völlig in die hose gegangen ist. du hast irgentwie dann den glauben an die gerechtigkeit verloren und traust (so doof wie es klingt) niemanden mehr. du stellst dir ständig irgentwelche fragen (so wie zapperine schon sagte) wie, "warum ich?"...."habe ich es selbst provoziert?"....und und und....und irgentwann machen dich diese fragen so fertig, dass du selber schon daran glaubst, selber schuld daran zu sein.... und in dieser station, wirst du nie den mut haben (also deine freundin) deine eigene schwäche anderen gegenüber zu zeigen. ich selbst habe meiner familie, meinen freunden und sogar mir selber vorgemacht, dass ich alleine damit zurecht komme, obwohl es die grösste lüge war.
nimm es ihr nicht übel, dass sie nicht darüber redet....das sie es nicht mag....oder vieleicht auch nicht kann. ich denke schon, dass es ihr mehr als bewusst ist, dass "es" passiert ist. warum zweifelst du daran? auch zweifelst du daran, dass es vieleilcht gar nicht so war, wie sie es geschildert hat. aber warum? nur weil sie dir gegenüber nicht zeigt was in ihr vorgeht? das hat nicht viel zu heissen.....wie gesagt, jede frau, jedes mädchen was so etwas passiert, baut um sich eine mauer auf....eine mauer des verdrängens. aber das ist nicht der richtige weg...und solange sie nicht selber soweit ist, aus sich heraus zu kommen, darüber zu reden, bereit dazu ist, alles zu verarbeiten, wird diese mauer auch stehen bleiben...und diese mauer brauch sehr sehr viel zeit um zum einstürzen zu kommen.
schau, bei mir war es im mai 2003...zu dem zeitpunkt war ich noch mit meinem mann zusammen. als er davon erfuhr, trennte er sich (es war sein bester freund!) und wollte nicht warhhaben das es wirklich an dem ist, nahm seinen "besten freund" in schutz und ich war die böse. als dann auch noch das mit der anzeige daneben ging, habe ich jeden glauben an die gerechtigkeit verloren. wenn mich meine eltern gefragt haben, wie es mir geht, oder auch freunde, habe ich immer gesagt, dass es mir gut geht....obwohl es mich innerlich aufgefressen hat. ich habe mich am anfang auch sehr gegen eine "professionelle hilfe" gewehrt, bis sich aber mein inneres unwohlsein in gesundheitliche probleme geäussert hat. ich habe von heute auf morgen aufgehört zu essen, habe eine schwere essstärung bekommen, bei der ich in knapp drei monaten fast 30 kg verloren habe....habe sogar mir selber schmerzen zugefügt (cuttern), um den innerlichen schmerz zu unterdrücken. bei mir kommt noch hinzu, dass ich drei kleine kinder habe, die zu dem zeitpunkt zwischen neun monate und fast fünf jahren als waren. für die ich einfach stark und vor allem gesund sein musste. wären meine kinder nicht gewesen, hätte ich bis jetzt immer noch nicht den mut und die kraft gefunden, darüber zu reden, stark zu sein um dagegen anzukämpfen. deshalb kann ich deine freundin sehr gut verstehen, dass sie sich verschliesst. meine kinder haben mir den halt und die kraft gegeben, mich selber nicht aufzugeben und gegen diese innerliche ohnmacht anzukämpfen, ansonsten würde ich heute nicht mehr hier sitzen und all dieses schreiben. ich habe es nur damit geschafft, dass ich alle vorurteile psychologen gegenüber abgelegt, an meine kinder gedacht habe und eine psychologisch-begleitende mutter-kind-kur gemacht habe. so doof es auch klingen mag, aber die liebe meiner kinder und die liebe die ich meinen kindern gegenüber habe, hat mir das leben gerettet und mich aus diesem loch heraus geholt.
klar, es muss sich nicht in solchen extremen dingen nach aussen hin äussern....aber es kann passieren....sogar schneller als man denkt.
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