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geschrieben am: 29.09.2018 um 12:51 Uhr
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Und nun kam der Moment, den ich niemals vergessen werde...
Man hofft die ganze Zeit, dass es ein schlechter Film sei, dass es nicht wahr ist... man redet sich ein, die können einem nichts, weder die Nachbarn, noch der Polizist... es ist nicht möglich, wir wurden als Familie erzogen, Zusammenhalt, nahezu unsterblich, uns kann niemand verlassen, das wäre nahezu unmöglich...
Ich raste auf den Hof... es war niemand mehr da, als mein Vater plötzlich aus der Küchentür kam, oben auf der Treppe stehen blieb und mich mit ernster Miene einfach nur ansah... er weinte nicht, wirkte ruhig und gefasst. Bei den unzähligen Beerdigungen, die er erleben durfte sicherlich begründet.
Da war nun die letzte Hoffnung, dass alles gut wird. Das er nicht weinte oder hysterisch war, war eigentlich ein gutes Zeichen. Doch ich erinnerte mich, ich habe meinen Vater erst einmal weinen sehen, als einer seiner 12 Geschwister starb, und selbst da hielt er die Hand vor sein Gesicht, so dass ich es nicht sehen konnte. Ich hörte meine Mutter im Hintergrund telefonieren, konnte aber nicht hören was sie sagte...
Mir wurde plötzlich klar, da war er nun, der Moment, den du selbst angestrebt hast, als du wie ein Wahnsinniger durch die Stadt gerast bist und mit den Gedanken gespielt hast aufzugeben... der Moment der Wahrheit.
Nach der rasanten Fahrt war es nahezu ein kurzer Moment der Ruhe, wir schauten uns einfach nur an, sagten nichts, ich fuhr kurz runter und mir wurde nun klar, scheiß auf das was die anderen sagten, was jetzt kommt, das zählt. Ich konnte meinem Vater vertrauen... Ich versuchte mich zu beruhigen, aber die Anspannung war viel zu groß.
Ich brachte plötzlich kaum noch ein Wort heraus, war sichtlich erschöpft von den turbolenten Ereignissen der letzten Stunde. Mein Körper fing an zu zittern als ich in seinen Augen erkannte, wie die Antwort auf meine Frage lautete. Trotzdem hielt ich noch kurz inne und hoffte weiter. Meine innere Stimme sagte, bitte Papa, tu mir das nicht an, sag mir irgendwas anderes, sag mir irgendwas, was ich nicht hören möchte, sag es bitte nicht...
Und dann schaffte ich es doch, ich musste schlucken, fragte dann mit leiser zitternder Stimme "Papa, bitte sag mir, ist das wirklich wahr ?".
Wisst ihr, mein Vater hat mich nie belogen... stand immer an meiner Seite, immer...
Er antwortete mir nicht, schaute mir weiter in die Augen. Das alleine reichte eigentlich schon, als er dann plötzlich nickte... da wusste ich, es ist wirklich wahr.
Es war der Moment des totalen Zusammenbruchs, des Begreifens... all die Hoffnung, die ich in den letzten Minuten noch hatte, sie verschwand auf einen Schlag.
Dennoch war es eine Art Befreiung, als würde man eine große Last verlieren, Gewissheit, Erkenntnis, Einsicht... und zugleich unendlicher Schmerz, der niemals vergehen wird.
Plötzlich wurde mir klar, es muss stimmen, es ist wirklich passiert, und es gibt rein gar nichts was du dagegen tun kannst.
Du kannst noch so erfolgreich sein, noch so sehr kämpfen, du kannst noch so viele Siege verzeichnen... du bist ein Nichts im Universum, denn das Schicksal besiegst du nicht.
Es war ein Moment der totalen Verzweiflung, eine Erschütterung sondergleichen, du wolltest es unbedingt wissen, hast nicht geglaubt, doch es ist so...
Wenn ich mich recht erinnere, ich schrie so laut ich konnte, mit erhobenen Händen zum Himmel, so dass die Nachbarn angestürmt kamen, fragten was passiert sei.
Zugleich kam meine Schwester auf den Hof gefahren. Mein Vater versuchte mich zu beruhigen, er sagte wir können es nicht ändern.... er antwortete meiner Schwester nicht, die auch verzweifelt versuchte zu erfahren was los sei. Ich nahm all das Geschehene nur noch im Unterbewusstsein wahr, aber ich weiß noch wie sie nur noch mich ansah, mich letztendlich packte, nachdem sie meinen Vater mehrfach aufgefordert hatte endlich zu erfahren was los ist.
Sie packte mich fest an den Armen, schüttelte, schrie mich an "Ich möchte sofort wissen was los ist !".
Erst da brachte ich es das erste Mal übers Herz es anzuerkennen, es selbst auszusprechen "Ela, es tut mir so leid, Marc ist tot...".
https://www.youtube.com/watch?v=NyxKftJszJA
Einen Menschen zu verlieren ist mit Abstand das Schlimmste im Leben. Vor allem zu sehen wie andere Menschen darunter leiden. Wenn man Jahre lang all seinen Schmerz wegschob, verdrängte... dabei war es nicht einfach noch 4 weitere Jahre im gleichen Haus zu wohnen. Jedesmal an seiner Haustür im EG vorbei zu gehen, um in meine Dachgeschossbude im 2. Geschoss zu gelangen. Zu sehen wie das Leben weiterzieht, neue Leute einziehen. Am meisten aber hat mir immer weh getan, zu sehen wie alle anderen leiden, meine Mum, mein Dad, meine Geschwister, und du kannst nichts tun, als für sie dazusein...
https://www.youtube.com/watch?v=PBYKqvDK8d8
#Das Leben ist zu kurz um zu sterben !
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Als ich aus dem Dunkel des Kinos in das helle Sonnenlicht des Chats hinaustrat... fiel ich um.
Fühlt sich wie Nelson Mandela, Sir Walter Raleigh, Archimedes oder Aleksandr Solzhenitsyn.
Teil' mich auf in tausend Teile, jeder kriegt seine Portion
Bester Mann, guter Vater, treuer Freund, Mamas Sohn
Ja das mach ma' schon, ich übernehme die Organization
Überlebensgroß, Kleinigkeiten perlen an mir ab
Ich fress so lang euren Dreck bis ich Perlen daraus mach'
Immer voraus, volle Kraft, ich kann hellsehen auch bei Nacht |
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