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geschrieben am: 24.04.2005 um 11:21 Uhr
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Nachtrag: Es gibt eines, was mich an deiner Aussage zusätzlich verwundert. "wenn dann der eine kriminelle andere als kriminelle diffamiert". Gemäß deinen Aussagen lässt sich schlussfolgern, dass Resozialisierte normale Mitglieder der Gesellschaft sind und somit keine Kriminellen mehr. Mit diesem zitierten Punkt jedoch stellst du genau das wieder in Abrede. Du bringst eher zum Ausdruck "einmal kriminell, immer kriminell". Das ist wirklich schwach für jemanden, der in langen Lithaneien doch immer wieder für die Eingliederung gescheiterter Existenzen in die Gesellschft ficht. Oder soll dieser faux-pas eher ein Hinweis sein, dass du in deiner Denkweise auch nicht anders gestrickt bist, als ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung?
Na, dann kann man sich den Spaß mit Resozialisierungsmaßnahmen auch sparen, gelle? Einmal Täter, immer Täter.
Weißt du, was ich an deinen Beiträgen immer wieder erfrischend finde? Dass du immer wieder deine eigenen Tipps so gar nicht selbst beherzigst.
Aber ich bin gerade dabei zu überlegen, ob ich nicht einen separaten Beitrag zum Thema Wiederholungstäter eröffnen soll. Lediglich die Tatsache, dass meine Aussagen auf eigenen Erfahrungen beruhen, und gewisse Geistesgrößen dann wieder nach Quellen schreien würden, hält mich noch davon ab.
Nur eines noch zum Thema Resozialisierung. Ich bin sicher, dass Menschen mit geringer krimineller Energie, Junkies mit beschaffungskriminellen Hintergrund und situationsbedingte, beispielsweise durch Arbeitslosgkeit, Gewalttäter wieder eingegliedert werden können. Bei Menschen mit hoher krimineller Energie und Tätern, die aus ihren Taten eine Art persönliche Befriedigung ziehen, halte ich das für eher unwahrscheinlich. Triebe, wie beispielsweise sexuelle Befriedigung über die Hilflosigkeit und Angst eines Opfers zu erlangen, können meiner Meinung nach im Grunde nur unterdrückt aber nicht ausgemerzt werden, weil es sich hier, auch meiner Meinung nach, um ein instinkthaftes und somit nicht steuerbares Verhalten handelt.
Dass es immer wieder versucht wird, ist lobenswert, und vielleicht findet man eines Tages ein Universalmittel, dass auch solche Menschen wieder ein normales, von diesem Trieb unbelanstetes, Leben führen können.
Ich merke an mir selbst, dass ich unter gewissen Umständen und Vorzeichen gewaltbereit wäre. Etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.
Wenn ich mir beispielsweise vorstelle, mein Bruder würde mich wieder einmal tätlich angreifen, und ich hätte die Möglichkeit ein Messer zu greifen um mich zu wehren, so könnte man einen, zwei oder vielleicht auch drei Stiche noch als Notwehr bezeichnen. Was aber, wenn es dreißig oder vierzig Stiche wären um sicherzustellen, dass er nie wieder aufsteht und jemandem etwas tut? Und ich befürchte, dass genau das in dem Moment, eben auch aufgrund der jahrelangen Vorgeschichte, passieren würde. Eine Situation, vor der ich unglaubliche Angst habe, weil ich eben weiß, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hätte.
Wie das juristisch zu bewerten wäre, weiß ich nicht, für mich persönlich wäre es dann Mord. In diesem Moment zwar im Affekt, aber dennoch Mord, weil ich mich im Vorfeld immer wieder mit diesem Gedanken befasst habe, und weil sich in diesem Moment der aufgestaute psychische Stress entladen würde.
Zumindest ein Gutes hat dieser Thread mit seinen diversen Auseinandersetzungen bewikt. Ich kann meinen psychischen Stress nicht mehr allein bewältigen und werde mir Hilfe suchen.
Und so ist es mit meinem Bruder. Er hatte keine Veranlassung etwas zu tun. Immer hatte er die familiäre Sicherheit und Hilfestellung. Immer wieder gab es ein Verzeihen, weil Hoffnung da war, er könne sich endlich besinnen. Diese Art Hilfestellung war einfach falsch und deshalb haben meine Eltern ihm diese Sicherheit jetzt entzogen und ihn vor die Tür gesetzt. Was er jetzt noch tun kann, kann er nur aus eigenem Erkennen und mit Eigeninitiative tun. Dieses Erkennen ist in seinen lichten Momenten immer da gewesen. Es wurden durch ihn Grenzen überschritten, die für jeden in der Familie zu der Entscheidung führten: Er oder ich. Die Tatsache, dass er meine Schwester mit ihrem Säugling auf dem Arm tätlich Angriff, war der Punkt, dass Schluss war und sogar unsere Mutter, die ihm vor allen anderen immer wieder die Hand gereicht hat, veranlasst hat ihm den Rücken zuzukehren. Sollte es irgendwann zur Katastrophe kommen, dass durch sein tun jemand zu Schaden kommt, so werde ich mir garantiert nicht den Schuldschuh anziehen. Ich bin nicht der Hüter seines Lebens. Ich habe ein eigenes und bin so egoistisch es frei von diesem Wahnwitz leben zu wollen. |
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