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geschrieben am: 14.06.2004 um 22:57 Uhr
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Yori war nicht unbedingt der Typ von Mensch, der bei „schmutzigen Witzen“ errötete, doch nun spürte er zu seinem Leidwesen, wie ihm das Blut langsam in den Kopf stieg. Lächelnd über seine eigene Reaktion auf Sakaidas unverschämten Satz, griff er eilig nach seiner Kopfbesetzung, die ihm der Jüngste vom Kopf ziehen wollte und so wahrscheinlich seine Röte ans Tageslicht gebracht hätte.
>>Oh, lass dir ruhig Zeit, damit ich mich mit Kazuki nicht so beeilen muss.<< Yori konnte es heute aber auch nicht lassen und fragte sich, ob es an seinem Espresso-Defizit oder doch eher an seiner, ihm von der Natur gegebenen Art lag. Na ja, er würde noch den Rest seines Lebens haben um darüber nachzudenken und nun standen ganz eindeutig andere Dinge im Vordergrund.
>> Oh doch, ich weiß was es ist. Das ist ein Block! Aber kein normaler Block, sondern ein linierter!<< Kazuki lachte kurz auf.
>>Oh, sehr lustig! Wirklich sehr lustig!<< Bemerkte er daraufhin nur.
Yori wollte zu einer Erklärung ansetzen und hob langsam seinen Blick. Er schaute in die Augen des Schlagzeugers, der wirkte, als sei er nur körperlich anwesend und fragte sich, warum ihn heute so wirklich gar keiner ernstnehmen wollte. Kurz winkte er mit seiner schmalen Hand vor den Augen seines Freundes herum und kicherte, wie er es so oft tat:
>>Kazuki, hier bin ich!<<
Aber dann bemerkte er, was sein Bandmitglied so außer Fassung brachte. Die Mädchen. Einmal mehr stellte er fest, dass der Schlagzeuger und er vollkommen unterschiedlich waren. Er selbst war schon immer aufgeschlossen und kontaktfreudig gewesen, Kazuki hingegen machte auf ihn des Öfteren den Eindruck eines Einsiedlers, der nur sehr selten aus sich heraus kam. In der Band tauchte er langsam auf und das hieß er mehr als gut, aber auch die Tatsache, dass er nicht so viele Menschen um sich haben wollte, konnte er akzeptieren. Kurz überlegte er, ob er Kazuki nicht anbieten sollte, woanders hin zu gehen, doch dann spielte er einmal mehr den Hobbypsychologen und entschied, dass der Drummer einer Extremtherapie unterzogen werden musste. Er musste unter Menschen! Also öffnete er lieber den Block und Kazuki durfte die Bühne im Tokyo-Dom erkennen. Na ja, es war nur eine Skizze, aber man sah, was man sehen musste. Masamori und Yori hatten allerdings einiges an der vorherigen Vorbereitung geändert. Wenn die „Puppets“ bis vor einer drei Stunden noch geplant hatten mit nur einer einzigen, großen Bühne aufzutreten, erkannte man nun drei Bühnen. Die linke war ein hängendes, rundes Podest mit der kritzeligen Beschriftung: „Forest of Fantasy and Fairytales“ , während das rechten Gegenstück, ebenfalls eine hängende, runde Bühne die Bemerkung „Captured in the Castle of Cruelty“. Die Hauptbühne in der Mitte war das was Kazuki bereits kannte, nur, dass man noch einen etwa dreißig Meter langen Steg ins Publikum eingeplant hatte. Natürlich konnte man auch hier Masamoris Handschrift erkennen, die die Worte „Rest in Reality “ geschrieben hatte. Ansonsten sah man nur noch die Ein – und Ausgänge der Halle, Vorrichtungen für besondere Licht – und Pyroeffekte und eine Menge japanischer Schriftzeichen, die nur so auf das Papier gequetscht worden waren, die so ziemlich alles erklärten was man auf dem Blatt sah, oder eben auch nicht.
>>Das, mein lieber Kazuki, ist unser neues Bühnenbild. Masamori und ich haben kurzfristig die gesamte Show umgeschmissen. Wie du siehst haben wir nun drei Bühnen anstatt einer und jede steht unter einem eigenen Thema. Die Mainstage steht also für das alltägliche Leben und die Realität. Die beiden schwebenden Bühnen – so dachten Msa-san und ich uns das eigentlich – stehen für die Traumwelt. Einmal die Welt der guten und schönen, einmal die Welt der Alpträume. Wir dachten uns, dass wir so etwas, wie eine Geschichte mit dieser Aufmachung erzählen könnten. Die Geschichte eines Mannes, der in seinen Träumen die wildesten Sachen erlebt, kommt bei den Zuschauern sicher gut an. Wir haben uns auch schon ein paar Lieder ausgesucht, die wir spielen könnten. Glücklicherweise ist das neue Album fast komplett vertreten. Wir brauchen nur noch jemanden, der den Erzähler übernimmt, wobei wir uns überlegt haben, ob wir nicht eine Frauenstimme vom Band abspielen könnten, die wie eine dieser Märchenerzählerinnen klingt. Wenn das alles in zwei Tagen machbar ist, haben wir die genialste Show der Welt. Unsere Kostüme passen hervorragend, die Lieder sind angepasst. Es ist fast so als hätten wir von Anfang an darauf hin gearbeitet. Also, was hältst du davon? Und vor allem, glaubst du, dass das umsetzbar ist?<<
Yori strahlte über das ganze Gesicht. Er ah so aus, als hätte man ihm gesagt, dass er nun jeden Tag Geburtstag feiern könnte. Den grünen Samthut zog er sich grinsend wieder ins Gesicht, als er sich zufrieden noch ein Stück weiter vorbeugte und seinen Bandkollegen mit größter Erwartung anschaute.
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