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geschrieben am: 05.07.2004 um 14:46 Uhr
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Die Worte, die von Yoshi kamen, hatte Sakaida natürlich noch mitbekommen und fand sie ziemlich angebracht. So schien er nicht der Einzige zu sein der sich über den Verlust des Drummers aufregen würde – oder aber trauerte. Nein, Kazuki war jemand den man für eine gute Band gebrauchen kann. Sein Talent und die Erfahrung machten ihn zu etwas wertvollem in der Musikbranche, auch wenn er es nicht so zeigte. Er hatte gute Ideen und lernte sehr schnell, nein – er kannte niemand anderen der dies in sich vereinte.
Als Sakaida durch die Türe geschlüpft war, sah er als erstes auch die Zeitung, die immer noch recht verwahrlost auf dem Boden dieses Busabschnittes lag. Er beugte sich nach dieser und hob sie einfach mal auf, bevor noch irgendwer darüber stolperte. Natürlich kam ihm da dieser dubiose Artikel entgegen und wohl der Grund dieser plötzlichen Lustlosigkeit. Die Augen des jungen Pianisten überflogen die Worte ehe er mit einem leisen Seufzen die Zeitung zusammen faltete. So war das also – kein Wunder wieso Kazuki so komisch war, denn irgendwie erklärte dies nun alles.
Die Zeitung wurde auf das Bett über dem von Kazuki gelegt und langsam wendete er sich dem Vorhang zu, der gänzlich zugezogen war und keinen Spalt bilden wollte, damit man hindurchlinsen konnte.
„Kazuki? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Erklang es vorsichtig und wahrlich etwas verunsichert. „Ich – erm, habe eben mit Yoshi gesprochen. Hör mal, ich - “
„Sei still!“ Murrte es da barsch hinter dem Vorhang hervor und Sakaida konnte sich ein kleines Zucken nicht verkneifen. Sanft biss er sich auf die Lippen und ließ sich widerwillig vor der Schlafkabine nieder. „Nein, ich bin nicht still! Ich musste mir auch ewig eure Ratschläge und Besorgnisse anhören und dass wirst du nun genauso tun, Jashagi!“ Genau, er wird sich doch nichts vorschreiben lassen! „Bitte, Kazuki. Ich habe den Zeitungsartikel gelesen und muss sagen, dass du diesen Schandmäulern keinen Glauben schenken brauchst! Wahrscheinlich belasten dich diese Klatschkolumnen, aber du musst diesen Scheiß doch nicht in dich rein fressen! Warum, warum fasst du überhaupt eine Zeitung an?“ Sakaida hatte seinen Blick auf den dunkelblauen Vorhang gerichtet und machte eine Pause um auf mögliche Reaktionen des anderen zu warten. Oh bitte Kazuki, nun öffne dich doch endlich!
„Ich – ich weiß nicht.“ Murmelte es von der anderen Seite hervor. „Ich, ich habe doch nur Angst dass etwas ans Licht kommt, was gar nicht der Wahrheit entspricht. Das, was ich aber tagtäglich lese, entspricht auch nicht der Wahrheit und irgendwie macht mich das fertig. Weißt du, ich hatte nie ein leichtes Leben gehabt, wurde als Weisenkind von einer Familie zur anderen geschoben und fühlte mich immer so…so, verloren.“ Der Drummer hob leicht den Blick und sah auf die gegenüberliegende Wand der Schlafkabine. Er saß aufrecht auf dem Bett im Schneidersitz, zwischen den Beinen die Wasserflasche welche von den Händen umschlungen wurde. Ein paar Rastas waren nach vorne gefallen und verdeckten sein, auf natürliche Weise, recht hübsch anzusehendes Gesicht. „Ich dachte wenigstens in der Musik eine Familie gefunden zu haben. Ich dachte, wenigstens in diesem Beruf meine Ruhe zu finden und so leben zu können, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber die Worte der Journalisten sind so verletzend. Ich, ich will doch für Yori kein Klotz am Bein sein! Ich will ihm doch sogar helfen mit uns einen guten Start zu haben – und dann kommt so was. Stell dir doch mal vor was passieren wird, wenn er es liest!“ – „Und deswegen schneidest du die ganzen Artikel immer raus, hum?“ Fragte der Jüngste dazwischen. „Ja, richtig.“ Gab der Drummer kleinlaut zu.
Sakaida lächelte leicht und hob die Schultern. „Du bist so dumm, Kazuki! Yori würde doch selbst niemals diesen Berichten glauben, weil er doch weiß, dass er dich persönlich fragen kann! Von jetzt an hast du Zeitungsverbot, verstanden?“ Der Pianist stand auf und fasste frech mit der Hand nach dem Vorhang und zog ihn zurück, um sich einfach zu Kazuki zu setzen und sich an ihn zu lehnen, der wahrlich überrascht dreinblicke, aber zu seiner eigenen Überraschung gegen jene fremde Berührung nicht abgeneigt war. „Was soll ich denn nur ohne den besten Drummer der Welt machen? Bleib doch bei uns, zumindest bis nach der Tour, dann kannst du immer noch entscheiden was du tun möchtest, hm? Und wenn du Probleme hast, dann komm einfach zu mir und wir schaffen diese aus der Welt, was hältst du davon?“ Sakaida wendete den Blick zu Kazuki, der leicht über seine Schulter sah. „Ich bin mir nicht sicher, Sakaida-san. Ich komme mit dem ganzen Gefühlskram und den negativen äußerlichen Einflüssen nicht klar. Was, wenn ihr irgendwann doch
denkt – wie alle anderen – dass ich total abgedreht bin?“ |
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